Grün aktuell: Großbrand de Meinweg im Hinblick auf den Entwurf des neuen Landschaftsplans Grenzwald/Schwalm

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Herkenbosch:   4200 Einwohner wurden in der Nacht auf Dienstag, dem 21.04.2020, zum Schutz vor der anhaltenden Rauchentwicklung evakuiert

Anlass ist der Großbrand an der deutsch-niederländischen Grenze, der seit Montag im Nationalpark De Meinweg und angrenzenden Gebieten wütet. Ca. 200 Hektar Heide und Waldflächen sind bis jetzt betroffen.

In einer Mitteilung des Landrates, Herrn Dr. Andreas Coenen, auf Facebook von Dienstag ist u. a. zu lesen:

„Der gestrige Großbrand macht deutlich, dass wir bereits mit gravierenden Folgen des Klimawandels konfrontiert sind. Wir dürfen die Themen Klimaschutz und Klimafolgenanpassung auch in Zeiten der Corona-Pandemie nicht aus dem Blick verlieren!“

Vor dem Hintergrund des aktuell in der Überarbeitung befindlichen Vorentwurfes zum Landschaftsplan – kurz LSP – Grenzwald/Schwalm, in dem das jetzt durch Großbrand betroffene Gebiet z. T. liegt bzw. angrenzt, sind wir erleichtert, dass der Landrat diese deutlichen Worte gefunden hat!

In unserer Stellungnahme zum Vorentwurf weisen wir ausführlich auf die inhaltlichen Fehler aufgrund unzutreffender Annahmen zur Wasser- und Vegetationssituation hin.

Zum Beispiel wird der Buschbach, der im Bereich des Großbrandes liegt, im LSP noch als „mäandernder Buschbach in seiner Aue… an der deutsch-niederländischen Grenze“ beschrieben und auch als wasserführend so zur Planung herangezogen. Mittlerweile ist der Buschbach dauerhaft über Kilometer ausgetrocknet. Die dem LSP zugrunde liegenden Daten stammen aus den Jahren 2011 bis 2013. Diese und weitere fehlerhafte Darstellungen liegen im ELWAS* als Datengrundlage vor.

Auf die hieraus resultierenden fehlerhaften Entwicklungspläne und die dringende Notwendigkeit, die Auswirkungen des Klimawandels zu berücksichtigen, weisen wir unsererseits ausführlich hin.

Wir sprechen uns deshalb in unserer Stellungnahme deutlich gegen die geplante Schaffung weiterer Offenlandstrukturen und Auslichtungen des noch vorhandenen Waldes aus. Dies bedeutete noch größere Austrocknung durch Hitze und Wind und damit höhere Brandgefahr. Anstelle dieser im Entwurf des LSP beabsichtigten Maßnahmen muss es das Ziel sein, die Widerstandskraft des Waldes in Zeiten des Klimawandels zu stärken, indem man die bereits seit Jahren stattfindende Umwandlung in einen kompakten Mischwald fortsetzt und fördert.

In den vergangenen Jahren wurden bereits großflächige Rodungen durchgeführt, z.B. für die Autobahn A52 oder für den Kiesabbau. Diese wurden nicht durch Aufforstung mit Bäumen ausgeglichen, sondern durch die Schaffung von Offenlandstrukturen wie etwa der Heide. Es ist zu überlegen, ob ein Verbund der bereits bestehenden Strukturen über Brandschneisen gewährleistet werden kann, die ebenso erforderlich sind und Berücksichtigung im LSP finden müssen.
Eine weitere Auslichtung des Waldes und Schaffung neuer, den Naturelementen ausgesetzter Waldränder ist aus unserer Sicht unverantwortlich.

In der RP vom Dienstag ist u. a. zu lesen:

„[…] ein Förster habe ihm von blanken Böden in der Heide berichtet. Doch die Heide erhole sich schnell… wenn Wurzeln und Bäume mitverbrannt sind, dauert es etliche Jahre, bis die Natur sich regeneriert habe […]“

Blanke und ausgetrocknete Böden sind dem Wind ausgesetzt, der den sandigen Boden aufwirbelt und zum teil kilometerweit ähnlich wie ein Sandsturm mitnimmt. Auch davor warnen wir in unserer aktuellen Stellungnahme.

Der aktuelle Großbrand zeigt leider eindrucksvoller als alle Sachargumente, dass die Zeit der frommen Wünsche und der Hoffnung, dass es in den nächsten Jahren wieder normal regnet, auch für die letzten Träumer vorbei sind!
Meteorologen sagen übereinstimmend, dass es wärmer und windiger werden wird, mit länger anhaltenden Niederschlags- und Dürreperioden, aber insgesamt trockener.

Auf diese Herausforderungen muss der neue Landschaftsplan eine Antwort finden!

Wie kann der Wald als der Wasserspeicher am besten geschützt werden und wo sind Erweiterungsmöglichkeiten?

Welche anderen Möglichkeiten können umgesetzt werden, um Wasser aus Niederschlagsperioden in unseren sandigen und torfigen Böden besser zurückzuhalten und zu speichern?

Kann die Wasserzufuhr durch Sümpfungsmaßnahmen von RWE generell erhöht werden? Kann dem Buschbach Wasser wieder zur Verfügung gestellt werden, indem wie in der Vergangenheit, auch oberflächlich über die noch vorhandenen Rohre in der Nähe der Quelle „Kesselmanns Sprönk“ Wasser zugeführt wird?

Man muss überlegen, ob Wasser, dass nicht optimal an die Bodenverhältnisse angepasst ist, nicht besser ist als gar kein Wasser.

Ein Brand dieser Größenordnung mit Westwindlage hätte unter Umständen die Evakuierungsnotwendigkeit einer noch weit größeren Zahl an Menschen zur Folge.

Sind wir auf solche Szenarien ausreichend vorbereitet?

Diese und weitere Fragen sind zeitnah, sachlich und ergebnisoffen zu diskutieren, damit der neue Landschaftsplan, der viele Jahre Gültigkeit besitzen wird, seine Ziele zum Natur- und Klimaschutz und zum Schutz der Bevölkerung erreichen kann!

*ELWAS = Fachinformationssystem mit dem Auswertungswerkzeug ELWAS-WEB ist ein elektronisches wasserwirtschaftliches Verbundsystem für die Wasserverwaltung NRW
https://www.elwasweb.nrw.de/elwas-web/index.jsf#

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